Dieser Beitrag befasst sich mit dem tunesischen islamischen Denker Mohamed Talbi, der am 1. Mai 2017 im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Zentral in seinem Denken ist die Stellung der Freiheit des Individuums sowie eine historisch-dynamische Lesart des Korans. Als menschengemachtes Werk lehnt Talbi die Scharia ab bzw. fordert er ein Überdenken derselben, was unserer heutigen Realität entspricht. Talbi, der sich als "koranischen Muslim" bezeichnete, gilt als einflussreicher, kritischer sowie auch umstrittener Denker, der provozierte, und gleichzeitig als tief gläubiger, im Islam fest verwurzelter Mensch, der seine Religion in gänzlicher, persönlicher Freiheit lebte. Dieselbe Freiheit forderte er für alle Menschen als gleichrangige Mitglieder der Menschheitsfamilie und er begründete dies aus seinem Verständnis von Koran und Islam heraus.