Die sechs Glaubensgrundsätze des Islam

Artikel 10.08.2016 Redaktionsteam

Die sechs Glaubensgrundsätze (ʿAqīda) bringen die zentralen Inhalte der islamischen Glaubenslehre zum Ausdruck, an die MuslimInnen zweifelsfrei glauben müssen, um als solche gelten zu können. Beginnend mit dem ersten und zentralen Prinzip der Einheit und Einzigkeit Gottes, werden nachfolgend der Glaube an die Engel, die offenbarten Bücher, die Gesandten Gottes, den Jüngsten Tag sowie die Vorsehung kurz beschrieben.


Der Glaube ist Ausdruck einer freien Entscheidung des volljährigen und zurechnungsfähigen Menschen (männlich wie weiblich): "Es soll keinen Zwang geben in Sachen des Glaubens. Deutlich unterschieden geworden ist nun der rechte Weg von (dem Weg des) Irrtum; wer darum die Mächte des Übels verwirft und an Gott glaubt, hat fürwahr eine höchst unfehlbare Stütze ergriffen, die niemals nachgibt: denn Gott ist allhörend, allwissend."1

"Und sag: 'Die Wahrheit (ist nun gekommen) von eurem Erhalter: lasse denn an sie glauben, wer will, und lasse sie verwerfen, wer will [...].'"2

Demzufolge glauben alle MuslimInnen zweifelsfrei an sechs Glaubensgrundsätze (ʿaqīda), um als solche gelten zu können. Beginnend mit dem ersten und zentralen Prinzip der Einheit und Einzigkeit Gottes (tauḥīd), gibt es folgende für alle verbindliche Glaubensgrundsätze:

  • Der Glaube an Gott

Der Glaube an Gott steht im Mittelpunkt sowohl der gesamten Lehre als auch der Glaubensgrundsätze. Daher lautet das islamische Glaubensbekenntnis: "Ich bezeuge, es gibt keine Gottheit außer Gott und ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Gottes ist." Das Wesen Gottes entzieht sich der menschlichen Vernunft. Gott kann nur durch seine Eigenschaften und seine schönen Namen erkannt werden. Seine Eigenschaften sind wie folgt: Er existiert (wugūd), er lebt (ḥayat), ist anfangslos (qidam), endlos (baqā), einzig (waḥdāniyya), anders als alle anderen (muḫālafatun lil-ḥawādīṭ), selbsterhaltend (qiyām binafsihi), allwissend (ʿilm), allhörend (samʿ), allsehend (baṣar), allmächtig (qudrah), Erschaffer (takwīn), Sprecher (kalām) und Besitzer eines grenzlosen Willens (irāda).3

  • Der Glaube an die Engel

Die Engel sind unsichtbare Lebewesen, die aus Licht (nūr) erschaffen worden sind. Die Engel gehorchen Allah, dem Erhabenen, und begehen keine Fehler, da sie keinen Willen besitzen. Es gibt unter anderem die vier großen Engel: Gabriel (Ġibrīl), Michael (Mīkāīl), Rafael (Isrāfil) und Asrael (ʿIzrāʾīl), wobei ihre genaue Zahl unbekannt ist.4

  • Der Glaube an die offenbarten Bücher

Gott hat im Laufe der Zeit durch seine Propheten einige Offenbarungen hinabgesandt. Außer den Offenbarungsschriften, die an die Propheten Adam, Šit, Idrīs und Ibrahim hinabgesandt wurden, wurden folgende Bücher offenbart5:

  • Die Psalter (Zabūr) dem Gesandten David (Dāwūd)
  • Die Thora (Tawrāt) dem Gesandten Moses (Mūsā)
  • Das Evangelium (Inǧīl) dem Gesandten Jesus (ʿĪsā)
  • Der Koran (Qurʾān) dem Gesandten Mohammed
  • Der Glaube an die Gesandten Gottes

Gott hat unter den Menschen einige ausgewählt, um durch sie seine Botschaft an die Menschheit zu verkünden. Diese Menschen werden als Propheten bezeichnet. Sie gehören zu den besten Menschen ihrer Gesellschaft. Die Berufung zum Propheten jedoch geschieht ausschließlich aufgrund des Willens Gottes und ist daher kein Amt, das erworben werden kann. Die Propheten sind geschützt vor Sünden (ʿiṣma), aufrichtig (idq), zuverlässig (amānah), weise (ḥikma), und Verkünder (tablīġ). Namentlich werden im Koran 25 Propheten genannt und Prophet Mohammed als Siegel der Propheten.6

  • Der Glaube an den jüngsten Tag

Der Mensch besteht aus Körper und Seele. Die Seele gehört zur Ewigkeit. Das, was vergänglich ist, ist der Körper. Daher ist der Tod nur ein materielles Ende und ein Tor zur Ewigkeit. Nach dem kollektiven Tod und dem Erlöschen des Lebens werden alle Lebewesen auferstehen und durch Gott in absoluter Gerechtigkeit für ihre Tat zur Verantwortung gezogen werden.7

  • Der Glaube an die Vorsehung

Die Vorsehung bedeutet, dass nichts Allah, dem Allwissenden, geheim ist, und dass alles im Einklang mit seinem Wissen und unter seiner Zustimmung zustande kommt. Die göttliche Vorsehung befreit niemanden von der Verantwortung. Der Mensch kann die göttliche Vorsehung weder im Diesseits noch im Jenseits als Ausrede gebrauchen oder unter Determination subsumieren.8

1 Muhammad Asad [Übers.]: Die Botschaft des Koran. Übersetzung und Kommentar, Ostfildern: Patmos-Verlag 2015, (2:256).

2 (Koran, 18:29).

3 Vgl. Lütfi Şentürk/Seyfettin Yazıcı: Grundzüge islamischer Religion (Ilmihal). Übersetzt von Nezaket El-Türk (= Veröffentlichung der Präsidentschaft für Religiöse Angelegenheiten/Volksbücher, 334/96), Ankara: Präsidentschaft für Religiöse Angelegenheiten 2004, 43f.

4 Vgl. ebd., 48f.

5 Vgl. ebd., 51f.

6 Vgl. ebd., 57f.

7 Vgl. ebd., 62f.

8 Vgl. ebd., 68.

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